Warum in Holzhäusern mehr Insekten als in Steinhäusern sind

Insekten in Holzhäusern

Es ist ein kurioses Phänomen, aber es gibt tatsächlich einen Unterschied bei den Vorlieben von Insekten, wenn es um die Wahl der Häuser geht, denen sie einen Besuch abstatten wollen. Werden in einem Neubauviertel mehrere Häuser unterschiedlicher Bauart quasi zeitgleich errichtet, sind es fast immer die Holzhäuser, die bereits zur Einweihungsfeier krabbelnde Besucher haben. Und dies, obwohl alle Häuser nach den aktuellen Vorgaben zum Energiesparen und mit modernsten Materialien errichtet wurden. Meist schneiden die Holzhäuser bei der Energieeffizienz sogar besser ab als die steinernen Cousins, weshalb nach logischer Denkweise eigentlich davon auszugehen ist, dass die Holzhäuser besonders dicht und damit auch zumindest weitgehend insektenundurchlässig sind. Warum die kleinen Plagegeister trotzdem den Weg in die Häuser finden und warum, beleuchtet dieser Artikel.

Welche Holzhäuser sind betroffen?

Insekten suchen sich in der Regel die Häuser aus, in denen das meiste Holz zu finden ist oder eines, dessen Geruch ihnen besonders zusagt.

  • Allerdings gilt dabei, dass Häuser im Holzrahmenbau, auch als Holzständerbauweise bezeichnet, oft deutlich weniger Insekten anlocken, weil die Wandplatten in der Regel aus modernen Materialien und nicht aus reinem Holz gefertigt werden.
  • Häuser im Holztafelbau, bei denen die Wände und Deckenelemente von einem Hersteller in einem Werk vorgefertigt werden, sind eine Art Glücksspiel. Abhängig davon, wo und wie das Holz zum Bau der Wände gelagert wurde und woher dieses stammt, befinden sich im Lieferumfang des Fertighauses Insekten, die in der Region um die Baustelle nicht einmal heimisch sind. Da werden frei Haus Käfer aus Finnland und anderes Ungeziefer aus Russland geliefert, wovon im Kaufvertrag keine Rede war.
  • Häuser in Holz-Lehm-Bauweise sind das Vorzeigemodell für ein nahezu perfektes ökologisches Holzhaus. Wichtig ist hier, dass das Holz und der Lehm beim Bau schädlingsfrei sein müssen, denn ansonsten wird ein exzellenter Unterschlupf für abertausende Insekten errichtet. Mit schädlingsfrei ist hierbei gemeint, dass insbesondere der Lehm frei von Larven oder Eiern sein muss, denn die werden ansonsten in den frisch hochgezogenen Mauern schlüpfen und sich gleich vor Ort häuslich einrichten.
  • Beim Massivholzbau und bei der Blockbohlenbauweise müsste rein logisch gedacht, Ungeziefer in rauen Mengen auftreten. Dem ist aber nicht so, denn bei diesen Häusern wird massives Holz verbaut, weshalb in den Wänden kaum Hohlräume zu finden sind. Zudem ist die äußere Holzlage im Normalfall derart stark ausgelegt, dass die Insekten sich an der Außenwand quasi erfolglos den Kopf einrennen.

Holzhaus Blockhaus

Gründe, warum bereits neu gebaute Häuser Insekten haben

Das Haus ist frisch, sauber und riecht nach neuem Zuhause. Der Heizungsbauer, die Klempner und der Fliesenleger haben ihre Arbeit beendet und gerade den Neubau verlassen. Eigentlich sollten jetzt die Teppichleger kommen, doch es gibt da ein kleines krabbelndes Problem. Eine endlose Schlange von Ameisen macht sich über die Krümel vom Pausenbrot der Handwerker her und am Treppengeländer ins Obergeschoss sowie an zwei Lichtschächten haben Spinnen kunstvoll gewaltig große Netze gespannt. Die Erkenntnis, dass in einem neu gebauten Haus Insekten sind, bevor die Baufamilie überhaupt die Chance hatte, einzuziehen, kann wie ein Schlag ins Gesicht sein. Wie ist es möglich, dass ein neues Zuhause bereits Insekten aufweist?

Die Realität ist, dass es passiert. Und es gibt dafür mehrere Ursachen, die teil allein für den Besuch des Ungeziefers verantwortlich sind, teils treten aber auch mehrere Ursachen zusammen auf.

Grund Nr. 1 – Sie haben auf der Wohnung des Ungeziefers gebaut

Seien wir ehrlich: Schädlinge waren schon Generationen lang auf dem Land, bevor überhaupt ein Mensch kam. Die Bäume, Steine ​​und die Erde boten den Käfern ein schönes, gemütliches Zuhause, bis die Bautrupps die Zwangsräumung des Ungeziefers vollzog. Selbst wenn ein Bauunternehmer alle Insekten vom Grundstück entfernen könnte, Insekten können sich ungemein tief eingraben, um Schutz zu finden. Oder sie weichen aus, werden aber fast immer an ihren angestammten Platz zurückkehren, auch wenn dort nun ein Haus steht. Besonderen Gefallen finden die Krabbler zumeist an dem gewaltig großen Versteck unter dem schicken neuen Stein aus dickem Beton. Ja, was Bauherren als Fundament ihres neuen Zuhauses bezeichnen, nennen diese Tiere einen komfortablen Unterschlupf. Wer einen größeren Stein im Wald umdreht, der wird sehen, was gemeint ist. Darunter finden sich zahllose Krabbler, denn Käfer lieben genau diese dunkle, feuchte und geschützte Umgebung.

Insekten in Holzhäusern Ungeziefer

Grund Nr. 2 – Auf Baustellen ist es unordentlich

Ein neues Haus ist zuerst einmal eine Baustelle. Hier halten sich hart arbeitende Menschen auf, die gerne zur Mittagszeit ihr Pausenbrot essen und dazu etwas trinken. Daraus resultiert Müll, an dem teilweise nur Spuren von Speiseresten kleben – aber das reicht bereits aus, um Ungeziefer anzulocken. Fliegen können schon aus bis zu 5 Kilometern Entfernung süße Krümel riechen. Ameisen tragen gerne alle Reste weg, die ihre Kolonie sammeln kann. Selbst wenn die Baustelle gepflegt und sauber ist, tauchen Nagetiere in den Müllcontainern auf, um nach Futter, glänzenden Elektrokabeln und hübscher rosafarbener Isolierung zu suchen.

Insekten in Holzhäusern Baustelle

Grund Nr. 3 – Baumaterialien sind mit Ungeziefer verseucht

Einer der häufigsten Gründe für Insekten im Neubau ist das verwendete Material, insbesondere bei Holzhäusern. Werden größere Chargen Bauholz beim Holzhändler gekauft, kann dieser nachweisen, woher das Holz stammt. Aber ernsthaft – wer fragt im Baumarkt danach, woher das Holz für die Abschlussleisten oder den Dachkasten stammt. Die Materialien, aus denen ein Haus besteht, können Insekten übertragen. Es ist schwer zu sagen, ob die Insekten mit dem Material eingeschleppt wurden oder ob sie durch ihren Geruch beim Bau des Hauses das Ungeziefer angelockt haben. In trockenen Klimazonen in den USA und Mexiko gibt es Orte mit einem Skorpionproblem. Kein angenehmer Gedanke, wenn man bedenkt, dass es Jahre dauern kann, bis die robusten Skorpione, die sich in den Wänden eines Hauses eingenistet haben, vollständig ausgerottet sind. Im seltenen Fall der Schlupfwespen oder Holzwespen, die auch in unseren Breitengraden heimisch sind, können sich im Holzgerüst junge Larven befinden. Das wird erst deutlich, wenn Wespen tatsächlich aus dem Holzwerk kommen – was in der Tat eine äußerst unangenehme Erfahrung ist!

Holzhaus Baumaterial Insekten

Grund Nr. 4 – Der Garten

Haus ist fertig – nächster Schritt: Garten anlegen. Moderne Gärten zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Pflanzen aus, die teilweise gar nicht aus unseren Regionen stammen. Exotische Gärten, insbesondere japanische und mediterrane Oasen, liegen voll im Trend. Also werden im Gartenmarkt zahlreiche Pflanzen gekauft, die dann mit der Erde im Garten eingesetzt werden, die in den Pflanztöpfen mitgeliefert wurde. Wer sich diese Blumenerde einmal genauer ansieht, der wird feststellen, dass darin zahlreiche Ungezieferarten ein gemütliches Zuhause gefunden haben. Der Weg vom Garten ins Haus ist kurz und ein Höflichkeitsbesuch zur Hauseinweihung gehört zum guten Benehmen.

Insekten in Holzhäusern Garten

Grund Nr. 5 – Das Haus ist attraktiv

Ein Holzhaus atmet kühle, feuchte Luft, die Insekten anzieht. Ein Käfer ist auf Wasser angewiesen und ihm reicht die Feuchtigkeit im Holz vollkommen aus, um zu leben. In der kalten Jahreszeit strahlt das Haus Wärme ab, die von den scharfen Sinnen der Insekten wahrgenommen wird – egal wie energieeffizient das Holzhaus gebaut wurde. Außerdem sind Käfer ständig auf Futtersuche. Selbst wenn sie Lebensmittelvorräte haben, sucht das Ungeziefer in seiner Gier nach mehr. Sogar ein leeres Holzhaus, quasi ohne reguläre Nahrung darin, ist ein Ziel, denn Insekten fressen fast alles – auch Papier, Trockenbaumaterialien, Teppiche, Holz oder andere Insekten.

Holzhaus attraktives Haus

Grund Nr. 6 – Totes Holz

Wer schon einmal am Holz einer frisch gefällten Buche, Eiche, Fichte oder Zeder gerochen hat, der weiß wie noch lebendes Holz riecht. Ist dieses gut abgelagert und die Restfeuchte reduziert, ist der Geruch ähnlich – aber nicht identisch. Grund dafür ist, dass sich in geschlagenem Holz die Eiweiß- und Zuckermoleküle sehr langsam zersetzen und dabei dem Holz einen eigentümlichen Geruch verleihen, der neben dem ursprünglichen Holzaroma mitschwingt. Diese Duftnote lockt sogenannte Brennholzinsekten an. In der Natur ist es ihre Aufgabe, bei der Verrottung von totem Holz zu helfen, um daraus wertvollen Humus zu gewinnen. Diesen Job wollen die Krabbler nur allzu gerne auch bei einem neuen Holzhaus übernehmen, sehr zum Ärger der Baufamilie.

Insekten in Holzhäusern totes Holz

Alternative Schutzmaßnahmen gegen Insekten bei Holzhäusern

Wer ein Holzhaus baut, der will in der Regel ökologisch und nachhaltig bauen. Deshalb ist beim Materialeinkauf für ein Holzhaus kaum Platz für Bauhölzer, die mit Insektenschutzmitteln imprägniert wurden. Diese Schutzmittel stehen im Verdacht, auszudampfen und dann im Haus bei den Bewohnern Krankheiten zu verursachen.

Eine gute Alternative ist thermisch behandeltes Holz. Dieses Bauholz wird in großen Druckkesseln mit 200° C bis 300° C heißem Dampf erhitzt. In der Folge sterben alle im Holz befindlichen Larven und Holzschädlinge ab. Darüber hinaus werden durch diese enorme Hitze die Eiweißmoleküle im Holz zerstört, was den meisten Holzschädlingen die Nahrungsgrundlage entzieht.

Dieser Effekt lässt sich auch durch eine Art Räucherkammer erreichen. Auf den Philippinen werden beispielsweise beim Hausbau gelegentlich Kammern aus Altholz und Wellblech konstruiert, in denen das Bauholz locker in Regale geräumt wird. Anschließend wird ein Feuer entfacht und es werden Palmzweige sowie frische Blätter verheizt, um eine große Hitze und viel Rauch zu erzeugen. Abhängig von der Größe der Kammer und der Menge an Bauholz kann dieser Räucherprozess bis zu drei Tage dauern.

Der Effekt ist ähnlich wie beim thermisch behandeltem Holz, allerdings besitzt das geräucherte Holz nach der Prozedur nicht nur ein besonderes Aroma, es verfügt über eine Schutzschicht. Diese kann Insekten abwehren und ist weitgehend wasserundurchlässig.

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