Smart Home Systeme: Was ist vor dem Bau zu beachten?

Smart Home System

Mittlerweile ist es quasi Pflicht sich vor dem Bau mit dem Thema Smart Home zu beschäftigen. Warum? Bereits heute ist nahezu die gesamte Haustechnik Smart und verbindet sich miteinander. Die Steuerungssysteme von Heizung, Energiegewinnung (PV-Anlage), Stromspeicher, Haushaltsgeräte, Elektrik wie Licht und Alarmanlagen / Sicherheitssysteme sowie auch wasseraufbereitende und -führende Systeme sind für smartes Wohnen über Smart Home Systeme miteinander verbunden. Auch Fitnessgeräte, Rolladen, TV und die Audioanlage sind Teile der Smart Home Systeme.

Damit im Bau und nach dem Einzug alles miteinander harmoniert und Sie die Systeme mit möglichst wenigen Apps steuern und nutzen können, ist es wichtig, sich frühzeitig damit zu beschäftigen. Denn ein späteres Nachrüsten führt oft zu unschönen Leitungen im Raum. Vor allem bei Blockhäusern kommt es bei Funkbetrieb zu Empfangsproblemen (Holz „schluckt“ Funkwellen!) und eine Nachrüstung per Kabel im sichtbaren Bereich über den Balken ist unschön. Leider ist dies aber bei falscher Planung oft unvermeidbar.

Was ist bereits in der Planung bzgl. Smart Home Systemen zu beachten?

Zunächst ist es wichtig, dass Sie definieren, welche Systeme alle steuerbar sein sollen. In meinen Augen sind es alle vorgenannten und es werden immer mehr mit der Zeit dazu kommen. Ich habe bereits vor über 10 Jahren als wir unser Blockhaus gebaut haben eine Netzwerk Doppelsteckdose in jede Ecke des Hauses gesetzt und die entsprechende IP Verkabelung von dort zentral in den Hausanschlußraum gelegt. Dieser ist zwischenzeitlich eher ein Technikraum mit Netzwerkverteilern (Switches), denn alle Datenkabel aller Systeme laufen hier zusammen.

IP Verkabelung legen und planen

Was ich im Nachhinein anders gemacht hätte, ist die IP-Verkabelung auch in Rollädenkästen, an die zentrale Deckenlampe pro Raum, in den Außenbereich zum E-Autoanschluß, zum Rasenmäher (= Gartenhaus), in die Garage bzw. unser Carport und den Dachfenstern zu legen. In großen Räumen neben den Steckdosen (z.B. in Fensternähe) und vor allem der Küche machen zusätzliche Netzwerkdosen Sinn. Wer eine Alarmanlage installiert, der sollte bedenken, dass diese auch über Netzwerkkabel versorgt wird (für Rauchmelder, Bewegungsmelder, Glasbruchmelder, etc.). Auch die Steuerung der Heizung über die Regler pro Raum erfolgt per IP Übertragung.

Entsprechend sollte man dann auch für die Audio Boxen (wie bei uns SONOS) lieber Netzwerkkabel und Strom an der Wand einplanen. Selbiges für den Fernseher, die Spielekonsole, Hifi-Anlage, usw. Eigentlich haben wir mehr IP-Dosen als Stromstecker. Das macht auch Sinn, denn IP Dosen kann man nur über einen HUB/Switch verteilen und so mehr Anschlussmöglichkeiten schaffen – bei Strom geht es mit einer Mehrfachsteckerdose.

Ip Verkabelung für Smart Home planen

Wer nicht von Beginn an sauber plant, dass er für die Entertainment Ecke mit Game Console IP Anschlüsse (wir brauchen 6) braucht, der hat einen Kabelsalat

Smart Home Systeme auswählen

Generell gibt es geschlossene (propritäre) Smart Home Systeme und offene. Ich würde mich generell für offene Systeme entscheiden, die meist auch miteinander kombinierbar sind. Hier gibt es Systeme von eQ-3 (Homematic IP), innogy, Bosch und anderen Anbietern, die dann mit den Philips Hue Leuchten, Netatmo Thermostaten zusammenarbeiten und über Amazons Alexa, Googles Home System oder Apples HomeKit (Siri) auch gesteuert und integriert werden können.

Wichtig ist, dass die Übertragungsstandards der verwendeten Komponenten identisch sind. Hier ist Zigbee der gängige Übertragungsstandard für funkbasierte Systeme. Homematic IP ermöglicht sogar funk- und kabelbasierte Systeme in Kombination. Hier werden jedem Gerät auf Basis von IPv6 einzigartige Kennungen zugewiesen, die dieses dann eindeutig identifizieren und im Verbund nutzbar machen. So kann dann auch fast alles was man benötigt eingebunden werden. Die Steuerung erfolgt per App, Sprache (Alexa, Siri, Google) oder per Bedienelement. Die entsprechenden Komponenten können z.B. bei ELV erworben werden. Das Smart Home System von Homematic IP ermöglicht somit eine umfassende Steuerung alle Smart Home Systeme im Verbund. Die eQ-3 – Hersteller von Homematic IP – und ELV gehören zur selben Unternehmensgruppe – hier kommt also alles aus einer Hand.

Diese Kompatibilität ist wichtig, denn ohne diese, hat man nicht lange Freude am Smart Home System und die Steuerung wird unbeherrschbar. Zudem kann bei einem System das Kabel und Funk verbindet, jederzeit eine Komponente nachgerüstet werden auch ohne neue Kabel zu verlegen. Bei einem Holzhaus bzw. vor allem einem Blockhaus ist zu beachten, dass die Funkverbindungen oft auch bei kurzen Entfernungen nicht ausreichend funktionieren, das Holz die Funkstrahlung hemmt.

Staubsauger Roboter mit Smart Home im Blockhaus getestet

Selbst die Staubsauger (ich habe sie getestet) binden sich per Smart Home System und Sprachsteuerung (bei uns Alexa) an die Haussteuerung an

Einbindung von Heizung und Energiesystemen

Neben den obigen Komponenten sollte vor allem die Heizung eingebunden werden. Diese ist heute meistens mit der Stromerzeugung und Speicherung kombiniert und funktioniert als eine gemeinsame Lösung. Die Thermostate der Räumen können hier zwar über Komponenten der Hersteller (wie Bosch, Homeatic IP) oder unabhängige Anbieter (Netatmo) eingebunden werden, aber der eigentliche Mehrwert liegt in der Einbindung der zentralen Steuerung der Heizungsanlage. Einige Heizungshersteller, wie vor allem Viessmann als von mir wahrgenommener Technologieführer, bieten die Steuerung ihrer Systeme im Verbund an. Dies erfolgt über ein Home Energie Management System, das dann wesentlichen Anteil am Energie sparen durch Smart Home Systeme hat.

Hierüber und über den Verbund mit anderen im Haushalt vorhandenen Sensoren, lassen sich die Heizungs- und Energiesysteme so steuern, dass die Energie optimal eingesetzt wird. Warmwasser wird nur aufbereitet, wenn es benötigt wird. Die Systeme sagen dies quasi voraus! So wird der Strom zur passenden Zeit ins E-Auto eingespeist oder günstig über einen Nachtstromtarif hinzugekauft. Die ganze Steuerung dockt an das Smart Home System an. Den Stromspeicher nachrüsten ist entsprechend lukrativ.

Wenn Sie ein solches System perfekt einrichten und mit dem Smart Home System verbinden, dann bezahlt sich alles über die Ersparnis von Energie quasi von selbst. Genau aus diesem Grund habe ich mich rund 10 Jahre nach dem Hausbau intensiv mit der Haustechnik und Smart Home Systemen beschäftigt und letztlich die Heizungsanlage ausgetauscht (die bis dahin ohnehin nicht perfekt funktionierte).

Mein Fazit zu Smart Home Systemen

Mit der Zeit wird man immer schlauer. Netzwerkkabel sind heute der Schlüssel zum Erfolg, denn alles ist datenbasiert und miteinander vernetzt. Kabel funktionieren immer besser als Funkverbindungen, daher müssen diese vor dem Bau geplant werden. Der Teufel liegt hier im Detail und der Berücksichtigung aller Komponenten – auch der die man sich heute noch nicht vorstellen oder leisten kann.

Zudem ist es wichtig auf einen gemeinsamen Standard zu setzen und sich für den passenden Anbieter der zentralen Steuerung zu entscheiden. Dies gilt vor allem auch für die Auswahl der Heizungs- und Energiesysteme.

Kommentar hinterlassen zu "Smart Home Systeme: Was ist vor dem Bau zu beachten?"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*