Kernholz / Massivholzbalken

Als Kernholz – oder kerngetrenntes Vollholz – bezeichnet man aus dem Kern eines Baumes gefertigte Blockbalken. Das Holz ist hier am ältesten und am dichtesten und hat somit eine geringe Setzung und eine gute Wärmedämmung. Je langsamer der Baum gewachsen ist, d.h. je enger die Altersringe sind, je stabiler und „dichter“ sind die Blockbohlen. Entsprechend ist Holz aus dem nördlichen Finnland in Europa das bestmögliche, denn hier wachsen die Bäume sehr langsam aufgrund der geringen Wärme, der langen, dunklen Winter und der relativ geringen Feuchtigkeit (frostiger Boden) die vom Baum aufgenommen wird. Die richtige Wahl der Holzart (Fichte, Kiefer, Lärche, etc.) spielt auch eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Festigkeit und Diffusion – hier gilt: je härter je stabiler. Zumeist ist Kiefer ein Kompromiss zwischen der weichen Fichte und der harten Lärche / Douglasie.

Wichtig ist es darauf zu achten, dass idealerweise der innerste Altersring des Baumes auch in der Mitte des Blockbalkens liegt. Genau dann bezeichnet man die Blockbohle als Kernholz, d.h. aus dem Kern des Baumes geschnitten bzw. gefräst.

Blockbohlen aus Kernholz werden auch als massive Bauweise bezeichnet und sind somit eine mögliche Grundlage von Massivholzhäusern. Kernholz ist weniger stabil als Leimholz und wird damit nicht für schwer tragende Unterzüge zugelassen. Diese sollten Sie immer aus Leimholz wählen, denn hierdurch gewinnt das Haus an Stabilität und die Balken „verwringen“ sich auch nicht, wie es einfache Blockbohlen aus Kernholz in geringem Maße tuen.

Zu beachten ist, das Kernholz sich eher verzieht, so dass Blockwände, die ohne Blockecke im offenen Raum enden bei der seitlichen Draufsicht meist nach der Setzung schief wirken, was wiederum einen natürlichen Effekt hat.

Balken aus Kernholz sind aufgrund der gegenüber Leimholz einfacheren Verarbeitung günstiger.

Es gibt auch reine Massivholzbalken. Der Unterschied ist, dass hier die Blockbohle nicht aus dem Kern getrennt / gesägt wird, sondern das eine beliebige Stelle gewählt wird. Somit können mehrere Balken aus einem Baumstamm gefertigt werden, was diesen wiederum günstiger macht. Die Blockbalken sind allerdings auch entsprechend weniger stabil und anfälliger gegen Spaltung / Kerben, denn die äußeren Ringe eines Baumes sind üblicherweise weniger hart, da schneller gewachsen.

Reine Massivholzbalken sind also mit Massivvholzblockbohlen aus Kernholz nicht zu vergleichen.

Fazit: Wenn Sie nicht mit Leimholz bauen wollen, dann wählen Sie Kernholz bzw. kerngetrenntes Vollholz als Alternative und achten darauf, dass die Baumstämme im nördlichen Skandinavien langsam gewachsen sind.

4 Kommentare zu "Kernholz / Massivholzbalken"

  1. Ich habe zumindest bei den mit bekannten Firmen die mit Kernholz bauen (Honka, Nordic, Norwood, etc.) keine Balken gesehen die im Kern der Blockbohle den ersten Jahresring haben. Dies schließt sich dadurch nicht aus, ist aber nicht üblich. Die Risse in den Blockbohlen werden nicht behandelt. Das Regenwasser dringt ja auch nicht durch den Balken sondern geht nur in den Riss. Hier verdunstet es auch wieder, da der Balken ja nicht im Wasser liegt und somit dauerhaft der Feuchte ausgesetzt ist.

  2. Hans Reinhardt | 19. Februar 2018 um 12:23 |

    Hallo,
    noch eine Frage zum „Kernholz“ und dem Schwindungsverhalten:
    In die gezeigten Baumquerschnitte sind stets ZWEI Balken einskizziert, die Markröhre des Baums liegt zwischen diesen Balken.
    – Kommen auch Balken zur Anwendung, in denen die Markröhre (also der erste Jahresring) im INNEREN des Balkens liegt ?
    Bei solchen würde ich mit der Zeit deutlich mehr Radialrisse erwarten als bei den von Ihnen abgebildeten Profilen.
    – Wie wird in der Praxis mit solchen Rissen umgegangen, in welche ja von der Wand abfließendes Regenwasser eindringt ?
    Keine Massnahmen ? Deckverkleidung zum Ableiten von Wasser ?…?

    Gruß Hans Reinhardt

  3. Olaf_S. | 9. Juli 2017 um 13:38 |

    In den Schweizer Hochlagen gewachsenes Holz – knapp an der Baumgrenze – ist durchaus gut für den Blochhausbau geeignet. Dieses ist jedoch logistisch schwer zu gewinnen. Hier durchsetzen die mir bekannten Firmen durchweg auf Holz aus niedrigen Lagen, das mit dem von Ihnen beschriebenen Holz nicht vergleichbar ist.

  4. Michael Brütsch | 9. Juli 2017 um 12:40 |

    Guten Tag
    Mein Kompliment zu Ihrer informativen und ausführlichen Webseite!
    Gerne möchte ich auch ein Kommentar schreiben zu einer Thematik, welche Sie
    durch die ganze Seite immer wieder erwähnen:
    „dass die Baumstämme im nördlichen Skandinavien langsam gewachsen sind“
    Wir wohnen in der Innerschweiz in einem 400 Jahre alten „gewandeten“ Haus (Blockbohlenbau).
    Zugegebenermassen erfüllt dieses Haus nicht die heute geforderten/angestrebten Isolationswerte,
    ist aber durchaus wunderbar bewohnbar mit allen klimatischen Vorteilen (heimelig im Winter, kühl im Sommer).
    Bei uns im Kanton existieren Blockhäuser, die um die 1000 Jahre alt sind und bis vor wenigen Jahren
    noch bewohnt wurden. Keines dieser Häuser, auch unseres nicht, bestehen aus Holz aus dem nördlichen Skandinavien 😉
    Alle diese Häuser bestehen aus einheimischem Holz aus dem Voralpen-, bzw. Alpenraum.
    Im Moment sind wir am Planen eines neuen Blockhauses. Dieses wird ebenfalls aus einheimischem Holz entstehen,
    welches meiner Meinung nach am besten unser einheimisches, rauhes Klima (ca. 1’000 m.ü.M.) „gewohnt“ ist, und sich
    auch als Bauholz entsprechend verhält. Einheimisches Holz, welches zum richtigen Zeitpunkt geerntet wurde ist meiner
    Meinung nach das Geheimnis vom optimalen Baustoff für ein Blockbohlenhaus. Uns würde es nie in den Sinn kommen,
    LKW-weise Holz aus Skandinavien einzuführen – einerseits wegen dem ökologischen Fussabdruck und andererseits
    weil hunderte von Jahre alte Häuser für mich die besten Zeugen sind, dass auch ohne finnisches Holz wunderbare
    Häuser entstehen können. Ich wollte dies nur mitteilen, da ich auf Ihrer Seite immer wieder auf finnisches Holz gestossen bin.
    Freundliche Grüsse aus der Innerschweiz,
    Michael Brütsch

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